Text und Fotos von Hans-Heinrich Berends
Zu Gast bei den Nordenhamer Sternfreunden war jetzt Prof. Dr. Michael Kramer vom Max-Planck-Institut für Radioastrono-mie in Bonn. Seinen Vortrag begann er mit einer Analogie des Physikers Richard P. Feynmann, der sagte: Wissenschaftler sind wie Menschen, die ein Spiel beobachten dürfen, zumindest dann und wann, und daraus versuchen, die Spielregeln zu finden. Man kann aber nie sicher sein, dass man die finalen Regeln gefunden hat, weitere Beobachtungen können ergeben, dass sich nicht alles damit erklären lässt, dann muss weiter beobachtet und geforscht werden.

Beispielsweise war Isaac Newtons Gravitationsgesetz aus dem 17. Jahrhundert gut geeignet, die meisten Phänomene der Schwerkraft, z. B. die Bewegung der Planeten um die Sonne, zu erklären. Genauere Beobachtungen von Merkur zeigten allerdings, dass dieser Planet sich nicht so bewegte, wie es nach Newton sein sollte. Albert Einstein war es dann, der mit seiner Allgemeinen Relativitätstheorie, die die Wechselwirkung zwischen Materie, Raum und Zeit beschreibt, 1915 diese nicht erwarteten Abweichungen der Umlaufbahn Merkurs erklären konnte. Diese Gravitations-Spielregel war also genauer verstanden worden.
Albert Einstein war es auch, der Gravitationswellen schon 1916 vorhersagte. Er war allerdings der Meinung, dass man sie nie würde messen können.
Am 14. September 2015 war es aber dann soweit, zum ersten Mal konnte eine Gravitationswelle gemessen werden. Diese entstand bei der Verschmelzung zweier Schwarzer Löcher und konnte mit Gravitationsdetektoren auf der Erde gefunden werden, Einsteins Vorhersage wurde glänzend bestätigt.

Wenn man langwellige GW aufspüren will, benötigt man dazu Pulsare, das sind rotierende Neutronensterne, sehr dichte und schwere Sterne, die wie Leuchtfeuer auf dem Meer der Gravitationswellen tanzen und somit wie ein galaktischer Gravitationswellendetektor wirken. Sie spüren ein kontinuierliches „Summen“ oder Schwingen der Raumzeit auf, die ihren Ursprung in der Verschmelzung Schwarzer Löcher im frühen Universum hat.
Zum Schluss seines anschaulichen und spannenden Vortrages betonte Dr. Kramer noch, wie wichtig und wertvoll für alle die Zusammenarbeit der Europäischen Länder bei der Erforschung dieses neuen Fensters zu Einsteins Universum ist.