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Auf Zur Kometensuche! - Ein Leitfaden für Beginner

                   

                  Von Ann-Christin Grote

Sie wollten schon immer einmal einen Kometen live sehen, z. B. von Ihrem eigenen Garten aus, und nicht nur auf Fotos aus den Medien? Sie wissen allerdings nicht, wann bzw. ob überhaupt Kometen aktuell sichtbar sind und wo Sie am Nachthimmel suchen müssen? Dann ist diese kleine Hilfestellung, womöglich nützlich. 

Da neulich ein Gespräch zu Songtiteln aufkam, hier mal vorweg als kleines Off-Topic:

Wenn Sie zu denjenigen gehören, die gerne Musik beim Sternegucken hören, dann probieren Sie zur Kometensuche doch mal 80er-Jahre Italo-Disco (kann man auch mal gut hören, wenn man nicht zu den Disco-Gänger/innen gehört ;) ).  Synthesizer klingen ja oft sehr "spacig" und je nach Song / Melodie / Geschmack kann das mal sehr cool sein, z. B.

"Latin Lover - Casanova Action" (die Instrumentalversion, denn der Text ist etwas... nunja, Geschmacksache) klingt doch sehr verdächtig nach vorbeifliegendem Kometen, oder? ;) 

Da wir gerade in einer 80er-Retro-Phase stecken, passen auch aktuellere Synths/Pop-Songs wie z. B. "The Weeknd - Blinding Lights" 

Und falls Sie eigentlich auch mehr im Rock zu Hause sind: Bevor man sich ärgert, dass die Kometensuche so lange dauert, kann man sich bestens bei Dire Straits - Money For Nothing (On The Night) (Text nicht überbewerten, ist in weiten Teilen ironisch gemeint) oder Walk Of Life aufmuntern - das passt immer. ;)

Off-Topic Ende --> Ab zur Kometensuche! 

 

1. Gibt es aktuell Kometen zu sehen und wenn ja, wo?

 

Das lässt sich am schnellsten durch eine einfache Internetrecherche herausfinden. Sehr hilfreich ist die Homepage eines Hobbyastronomen, "astrofan80", auf der die jeweils aktuell sichtbaren Kometen untereinander aufgeführt sind. Neben  Infos, in welchem Zeitraum die Kometen zu sehen sind und welche Helligkeit sie aufweisen (um zu wissen, ob sich die Suche überhaupt lohnt je nach eigenem Equipment, ob man sie also überhaupt mit bloßem Auge oder einem Fernglas sehen kann oder ob ein größeres Teleskop notwendig ist), sind Kometenauffindkarten als PDF-Dateien beigefügt. Diese zeigen den jeweiligen Standort des Kometen am jeweiligen Datum an (ein Kreuz stellt einen Tag dar) und somit die gesamte Flugbahn über den Zeitraum hinweg, zu dem er sichtbar ist. So kann man für jede Nacht, in der das Wetter mitspielt und man Zeit und Lust hat, nach dem jeweiligen Kometen Ausschau zu halten, neu gucken, in der Nähe welches Sternbildes und welches genauen Sterns man aktuell suchen muss. 

 

Zu den Helligkeiten:

Wenn angegeben ist, dass der Komet heller als 14.0 Mag ist, dann ist das für das Beobachten vom eigenen Garten aus mindestens notwendig, um überhaupt etwas sehen zu können. Wahrscheinlich ist das aber noch viel zu dunkel.

Wenn die Zahl immer kleiner wird, nimmt die Helligkeit immer weiter zu, der Komet ist also besser sichtbar. Deshalb lohnt es sich immer, nach einem Kometen mit möglichst kleiner "MAG"-Zahl Ausschau zu halten, diese kann auch eine negative Zahl sein.

Die Helligkeit eines Kometen verändert sich jedoch je nach Flugbahn / Entfernung. Man sollte also zudem ein Beobachtungsdatum wählen um den Zeitpunkt herum, an dem der Komet seine stärkste Helligkeit erreicht hat.

Bei "astrofan80" z. B. ist immer angegeben, wann dieser Zeitpunkt ist. 

 

2. Suchen Sie das Sternbild, in dem bzw. in dessen Nähe sich der Komet aktuell befindet

 

Hat man sich für einen Kometen entschieden, den man suchen möchte, und dazu die entsprechenden Auffindkarten vorliegen, wird man meist feststellen, dass sich der Komet nicht genau neben einem großen Stern eines Sternbildes, sondern weiter davon entfernt befindet.

Trotzdem sollte man zunächst erst einmal üben, überhaupt jenen größeren Stern zu finden, besser noch, erst einmal das ganze Sternbild am Nachthimmel zu finden, in dem bzw. in dessen Nähe sich der Komet befindet. Sonst kann die Suche schnell misslingen. Es ist viel einfacher, sich erst einmal einen Überblick zu verschaffen.

 

Im Falle der Kometenauffindkarten von "astrofan80" ist die erste Seite, manchmal auch noch die zweite, eine Übersichtskarte, die den Sternenhimmel zwar ausschnittsweise, aber noch nicht stark vergrößert darstellt, sodass man noch ganze Sternbilder auf einer Seite hat und recht gut erkenne kann.

 

Nun sucht man auf dieser Übersichtskarte auf der eingezeichneten Flugbahn des Kometen das aktuelle Datum, und guckt, welches große Sternbild in der Nähe ist. Es stehen leider oft keine ganzen Namen dran, aber die Sternbilder sind jeweils eingezeichnet, die Sterne also miteinander verbunden, sodass man das Sternbild anhand seiner Form herausfinden kann, auch wenn man den Namen nicht kennt.

 

Hat man das nächstgelegene Sternbild gefunden, kann man mit Hilfe unserer Seite "Himmel Aktuell" auch ohne den Namen allein anhand der Form des Sternbildes seine aktuelle Position am Nachthimmel finden. Es gibt natürlich auch andere hilfreiche Sternenkarten im Internet, speziell für unsere Region z. B. die interaktive Karte von "timeanddate"So lässt sich herausfinden, zu welcher Uhrzeit sich das Sternbild in welcher Himmelsrichtung und in welcher Höhe über dem Horizont befindet und welche weiteren Sternbilder in der Nähe sind, was zur Orientierung bei der Suche des konkreten Sternbildes hilft. Am einfachsten ist es, den großen Wagen als Ausgangspunkt zu nehmen, der sich schnell finden lässt, und sich von dort zum gesuchten Sternbild vorzuarbeiten. 

 

Mit diesem Wissen kann man nun live am Nachthimmel nach dem Sternbild Ausschau halten. Dies funktioniert vom eigenen Garten aus, solange die Umgebungsbeleuchtung nicht zu hell ist (die Augen müssen sich natürlich auch erstmal an die Dunkelheit gewöhnen) und sich das Sternbild / der Komet nicht zu nah über dem Horizont befindet - dann sind logischerweise meist die umliegenden Häuser und Bäume im Blickfeld. Zeigen Fenster in die passende Himmelsrichtung, kann auch die Suche von einem oberen Stockwerk aus sehr gut funktionieren.

Machen Sie aber bitte keine Experimente! Versteht sich eigentlich von selbst, aber lehnen Sie sich nicht zu weit aus dem Fenster, steigen Sie im Garten nicht im Dunkeln auf eine Leiter, um eine bessere Sicht zu haben, und achten Sie generell darauf, wo Sie sich im Dunkeln bewegen.

 

3. Wo in der Nähe des Sternbildes oder im Sternbild befindet sich der Komet

 

Hat man das Sternbild gefunden, schaut man noch einmal genau auf die Übersichtskarte und guckt noch einmal, an welcher Seite des Sternbildes bzw. wo im Sternbild und in der Nähe welches Sterns des Sternbildes sich der Komet genau befindet.

Wenn er wirklich gut mit bloßem Auge sichtbar ist, können Sie ihn womöglich schon entdecken oder bereits jetzt mit Hilfe eines Fernglases finden. Falls nicht, geht es weiter zu Punkt 3.

 

4. Kleinerer Ausschnitt der Auffindkarten 

 

Jetzt geht es zu den stark vergrößerten Karten. Im Falle der Karten von "astrofan80" sind das jene nach den Übersichtskarten, meist ab Seite drei. 

 

Jetzt sucht man wieder das aktuelle Datum auf der Flugbahn. Hat man es und damit den aktuellen Standort des Kometen gefunden, guckt man, wo sich die Sterne des Sternbildes, dass man zuvor gesucht hat, auf dieser Karte befinden.

Es werden aufgrund der Vergrößerung nicht mehr alle Sterne des Sternbildes zu sehen sein, sondern nur noch diejenigen weit auseinander, die sich in der Nähe des Kometen befinden. Zudem sind auf der Karte nun zahlreiche kleinere Sterne eingezeichnet, da durch die Vergrößerung ja eben nun auch weiter entferntere Sterne sichtbar sind. Da das ganze Sternbild nicht mehr auf die vergrößerten Karten passt, muss man also ein wenig suchen. Gucken Sie ruhig mehrmals zwischen der Übersichtskarte und der vergrößerten Karte hin und her. 

  

Jetzt muss man sich diesen Bildausschnitt merken, also den großen Stern des Sternbildes, der dem Kometen am nächsten ist, sowie die kleineren Sterne drumherum, die bis zum Kometen führen. Der große Stern aus dem Sternbild ist also eine Art Orientierungsstern, von dem aus man gucken muss, wo die kleineren Sterne verlaufen, eben bis zum Kometen. 

Zugegeben, das klingt alles ziemlich kompliziert, aber wenn Sie es auf den Karten anschauen, wissen Sie, was gemeint ist.

Man kann sich so einen eigenen Weg suchen, z. B. vom großen Stern des Sternbildes zu einem kleinen daneben, dann einen weiter runter, zwei nach rechts, drei nach oben usw. ... bis man zum Kometen kommt.  

 

5. Die Suche mit dem Fernglas

 

Erstmal sollte man üben, jetzt mit dem Fernglas den zuvor beschriebenen Orientierungsstern des Sternbildes zu finden. 

Ist dies gelungen, suchen Sie die kleineren Sterne in dessen Umgebung, die Sie sich soeben gemerkt haben, und wandern so vom "Orientierungsstern" über die kleineren Sterne zum Kometen. 

 

Der Komet kann schön mit Schweif, aber auch einfach nur als heller Fleck zu sehen sein. 

Haben Sie ihn gefunden? Glückwunsch! :)

 

Normalerweise geht das jedoch nicht so schnell. Das Bild, was man sich von den kleineren Sternen um den "Orientierungsstern" herum bis zum Kometen gemacht hat, wird man auch gerne mal wieder vergessen, wenn man am Nachhimmel mit dem Fernglas sucht. Also nochmal einen Blick auf die Karte werfen. Hat man die Karten ausgedruckt, wie ich das machen würde, läuft man wieder rein, guckt sich die Karte drinnen nochmal an und geht wieder raus, wobei sich die Augen dann erst wieder an die Dunkelheit gewöhnen müssen - es dauert also alles ein wenig. 

Man kann natürlich auch gleich draußen immer wieder die Karte per Smartphone angucken, obwohl das ausgedruckt viel übersichtlicher ist, oder einfach die ausgedruckten Karten samt Taschenlampe mit nach draußen nehmen. Sorgen Sie allerdings in diesen Fällen dafür, dass Sie es damit nicht übertreiben, damit Sie nicht womöglich noch für einen Einbrecher gehalten werden... 

Falls es gar nicht gelingt, ärgern Sie sich nicht. Es hilft auch, wenn man sich die Karten einfach nochmal länger anschaut und sich die Sternenpositionen noch besser einprägt. Das kann ja wirklich sehr kniffelig sein. Vielleicht ist der Komet aber einfach auch doch zu lichtschwach und es geht einfach nicht ohne Teleskop oder es ist in der Umgebung Ihres Standortes zu hell. Vielleicht ist das Mondlicht auch einfach zu stark. Außerdem braucht es oft einfach mehrere Nächte, wenn man noch keine großen Erfahrungen beim Auffinden von Sternbildern oder einzelnen Sternen hat. Und selbst wenn man sich ein bisschen auskennt, heißt das nicht, dass es deshalb automatisch einfach ist. Macht auch nichts. Genießen Sie einfach den Weg dorthin und erfreuen Sie sich am Anblick des Nachthimmels!  

Andere Möglichkeiten?

 

Falls Sie jetzt denken, dass Sie Kometen auch einfach mit einer Handy-App finden können, dann können Sie das gerne mal versuchen. Ich war mal dabei, als jemand bei einem Beobachtungstermin jene Apps ausprobierte und war gespannt, ob das wohl funktioniert. 

Das Ergebnis:

Ja, man bekommt bei den Apps tatsächlich den Komet auf dem Display angezeigt, wenn man das Handy in die richtige Richtung hält. Zur Richtungsangabe kann man solche Apps also durchaus verwenden. Allerdings war das bzgl. eines Kometen, der durch die Medien ging (C/2022 E3), also einem vergleichsweise hellem Exemplar. Ob das auch bei jedem lichtschwächeren Kometen klappt, bleibt auszutesten. 

Wenn man nun jedoch das Handy wegnahm und mit bloßem Auge in die Richtung blickte, in der sich der Komet befinden sollte, dann sah man einfach nichts, was wie ein Komet aussieht. 

Wenn man es mit einem Fernglas versuchte und abermals in die Richtung blickte, die die Handy-App anzeigte, dann sah man außer zahlreichen Sternen abermals keinen Kometen - weil man eben nicht geübt hatte, sich am Himmel zu orientieren und weil auch "hellere" Kometen eben nicht so hell sind, wie man sich das vorstellt, man also wirklich richtig suchen muss. Man führte das Fernglas also mehr oder weniger "blind" hin und her.

Mag ja sein, dass jemand vielleicht Glück dabei hat und den Kometen so per Zufall findet.

Aber meist ist er eben doch so lichtschwach, dass man wirklich länger suchen muss und es ohne vernünftige Orientierung und Übung einfach nicht klappen wird. 

ÜBUNG: Kometen auffinden mit bloßem Auge

Wie wäre es mit einer kleinen Übung? Im Folgenden einige Fotos vom Nachthimmel mit "Neowise", der im Sommer 2020 "mit bloßem Auge" zu sehen war. Finden Sie ihn in Bild 1 bis 3? 

Die Fotos machte ich mit meiner Kompaktkamera, also einfachem Equipment, was aber dafür sorgte, dass der Komet so abgebildet ist, wie man ihn auch in echt sehen konnte, also nicht stark vergrößert oder aufgehellt - sagen Sie also nicht, die Fotos sind zu schlecht. ;))

 

Diese kleine Übung soll einfach zeigen, wie unscheinbar Kometen oft am Nachthimmel zu sehen sind, selbst, wenn sie als mit bloßem Auge sichtbar angegeben werden, wie hier im Falle von Neowise. So leicht zu finden war er damals eben nicht, auch wenn man das anhand der spektakulären Fotos in den Medien vermuten würde. Jene Fotos wurden aber eben mit speziellem Equipment aufgenommen und entsprechend bearbeitet.

 

Mithilfe dieser Übung hat man vielleicht eine bessere Vorstellung davon, die beim Kometenauffinden hilft.

Bild 1:

Bild 1 - Lösung:

Bild 2:

Bild 2 - Lösung:

Bild 3:

Bild 3 - Lösung:

Haben Sie Neowise jeweils entdeckt? Falls nicht - auch nicht schlimm, alles reine Trainingssache. 

 

 

Viel Glück bei der Kometensuche und allseits klare Sicht!